Foto: Axel Lüttich (2021)
Manfred Richter
Heimat
Früher, als Kind, ich musste für etliche Monate aufs Land, weg von zu Hause, da riss mich die Sehnsucht nach Mama und Papa und den Geschwistern aus dem Schlaf.
Das ist vorbei. Der Begriff Heimat wurde mir durch die bescheuerten Heimatfilme, durch das Geschwätz auch über Heimat, vergällt.
Eines aber blieb: Ich bin Dresdner, wohne allerdings seit beinahe 60 Jahren nicht mehr an der Elbe. Dennoch betone ich es gern aus trotzigem Stolz gegen jene Spötter, die das Sächsisch nicht mögen.
Wenn ich mit dem Auto, von Meißen kommend, talwärts nach Dresden fahre, hat meine Frau ihren Spaß daran, dass ich plötzlich und aus einem nicht zu benennenden Urgefühl heraus, in den Wohllaut meiner Heimatsprache falle.
Ich glaube sogar, allein am Geruch der Elbe zu erkennen, dass ich nach Hause komme.DIESER MIESE SCHÖNE ALLTAG. Kurz- und Kleingeschichten, gereimt und ungereimt von Manfred Richter
(© docupoint GmbH 2016)
Am 29. September 2023 verstarb Manfred Richter - ein guter Freund und charmanter Nachbar in Groß Glienicke kurz vor seinem 94. Geburtstag.
Mit ihm geht ein großer Erfahrungsschatz der Theatergeschichte, der Poesie, dem Schreiben von Kinderbüchern, Lyrik und Erzählungen sowie einer Vielzahl von Drehbüchern für Spiel- und Fernsehfilmproduktionen verloren.
Wir haben Manfred Richter als einen gütigen, lebensfrohen und sympathischen Zeitgeist kennengelernt. In kleinen Lesungen, aber auch in den Gesprächen über den Gartenzaun erinnerte er sich gern an seine prägenden wichtigen Jahre, unter anderem beim DEFA-Studio für Spielfilme in Babelsberg, als künstlerischer Leiter des Kulturhauses der Filmfabrik Wolfen und in seiner freiberuflichen Arbeit nach der Auflösung der DEFA.
Wir bedauern zutiefst den Verlust.
Manfred Richter wird uns fehlen und bleibt zugleich als wichtiger Zeitzeuge in unserer Erinnerung.
Holger Fahrland - AK Filme und ihre Zeit im Groß Glienicker Kreis e.V.