Foto Meinhard Jacobs

Autor:

Meinhard Jacobs 

11.05.2021

Drehbuchautor, Dramaturg, Regisseur und Produktionsleiter

geboren als Friedrich Wilhelm Ludwig Aeckerle am 13.09.1908 in Essen

gestorben am 26.05.2001

Foto Fritz Aeckerle

Foto: SWR / G. A. Castagne

Leben

Nach seinem Studium in Münster, Tübingen und Kiel sowie einer Schauspielausbildung an der Folkwangschule in Essen erhielt Fritz Aeckerle seine erste Anstellung 1932 als Dramaturg, Regisseur und Schauspieler am Stadttheater Halberstadt. [1] Dort blieb er jedoch nur bis April 1934; nach eigenen Angaben erhielt er keine Vertragsverlängerung, weil er sich "sehr offen gegen die neuen Herren 1933 gestellt hatte". [2] Er ging dann nach Berlin und arbeitete dort für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften (u. a. für die Deutsche Allgemeine Zeitung, die Kölnische Zeitung und den Mittag) als freier Mitarbeiter vorwiegend für Filmthemen. Parallel unterrichtete er ab 1937 an der Tonfilmabteilung der "Kunst und Werk - Privatschule für Gestaltung" (früher: Reimann-Schule) in Berlin-Schöneberg Mikrofonsprache, Mimik und Gestik.

1938 wurde er Dramaturg und Regie- bzw. Produktionsassistent bei der Terra-Filmkunst GmbH in Babelsberg, einer der größten deutschen Filmproduktionsgesellschaften. Aeckerle gehörte zum Team um Heinz Rühmann, der von der Terra-Film GmbH nach der Trennung von seiner jüdischen Frau Maria Bernheim "als Belohnung" [3] 1938 exklusiv unter Vertrag genommen worden war und die Möglichkeit erhielt, im Rahmen einer eigenen "Herstellungsgruppe" relativ selbstständig Filme zu produzieren und Regie zu führen. Bis 1944 war Aeckerle an Filmen wie Maria Ilona (1939, Dramaturgie), Florentiner Hut (1939, Dramaturgie), Lauter Liebe (1939/40) [4], Quax, der Bruchpilot (1941, Regie-Assistenz) und Das Große Spiel (1942, Regie-Assistenz) beteiligt, später an weiteren Drehbüchern für die Terra, die Ufa und die Berlin-Film. Parallel veröffentlichte er einzelne Aufsätze und kürzere Texte zur Theater- und Filmproduktion. [5]

Die besondere Beziehung zu Rühmann wird vor allem in dem kleinen, 1940 als Band 67 der Reihe "Aktuelle Filmbücher" erschienenen Büchlein "Heinz Rühmann. Der Weg eines Humoristen" deutlich, in dem Aeckerle das zwanzigjährige Bühnenjubiläum Rühmanns zum Anlass nimmt, um in einer sehr emphatischen Weise - Sabine Hake spricht sogar von einer "Hagiographie" [6] - Aufstieg und Erfolg seines damaligen "Chefs" zu feiern. 

Aeckerle - Rühmann, Weg eines Humoristen

Archiv Meinhard Jacobs

Nach einigen Monaten Kriegsdienst in den Jahren 1944/45 und einer kurzen Episode als Bürgermeister von Groß Glienicke - dazu unten mehr - wird Aeckerle im September 1945 Leiter des Kunstamtes Berlin-Zehlendorf. Sein Vorgänger war der renommierte Musik-, Literatur- und Theaterkritiker Franz Wallner-Basté, der sein Amt aber nach einer Intervention des Berliner Magistrats wegen einer angeblichen Nähe zum Nationalsozialismus räumen musste. Der Vorgang selbst ist nicht ganz klar, wird aber im Wochenbericht des amerikanischen Informationsoffiziers Henry C. Alter [7] vom 28.09.1945 über die Berliner Kulturszene angedeutet:

In der Kulturabteilung des Zehlendorfer Bürgermeisteramtes hat sich (in der Woche vom 24. bis 29.08.1945, M. J.) ein unangenehmer Zwischenfall ereignet. Unsere Abteilung hat immer mit einem gewissen Herrn Dr. Wallner-Baste zusammengearbeitet, einem offensichtlich gebildeten Mann von pedantischer Genauigkeit. Plötzlich machte sich durch Boten und verschiedene Mitteilungen ein Fremder namens Äckerle (sic!) bemerkbar, über den, abgesehen von seinen Fähigkeiten als Filmmann (Zehlendorf besitzt ein Kino), wenig bekannt ist. Er trat niemals selbst in Erscheinung. Wallner-Baste erzählte uns, er sei ihm vor die Nase gesetzt worden, und aus einer anderen Quelle haben wir erfahren, dass Winzer, der in Moskau geschulte Mann im Magistrat (gemeint ist der spätere DDR-Außenminister Otto Winzer, damals Stadtrat für Volksbildung im Berliner Magistrat - M. J.), ihn dort hingesetzt hat. Eine Aufforderung des Militärgouverneurs von Zehlendorf war nötig, um den Bürgermeister ins Büro zu bekommen, damit er schriftlich bestätigte, daß Äckerle sein rechtmäßiger Stellvertreter ist. Das Ganze dauerte vier Tage, und ein weiterer Tag verging, bis Äckerle selbst zu erscheinen wagte. Es wird interessant sein festzustellen, was die Auswertung von Äckerles Fragebogen über eine zweifelhafte Vergangenheit zutage fördert... Während der Niederschrift dieses Berichts kam Herr Dr. Wallner-Baste ... ins Büro. Er wollte uns darüber informieren, was er mit einer gewissen stählernen Schüchternheit tat, daß er in der Sache seiner Verdrängung durch Äckerle den Oberoberoberbürgermeister persönlich mobilisiert habe und daß diese hochgestellte Persönlichkeit den erwähnten simplen Bürgermeister Wittigstein zweifellos zur Ordnung rufen werde. Es werden Wetten abgeschlossen... [8]

Nun, heute weiß man, was aus den Wetten geworden ist - Aeckerle blieb zumindest für einige Monate Leiter des Kulturamtes; nach eigenen Angaben gründete er in dieser Zeit das "Haus am Waldsee" [9] als Ausstellungsort internationaler Gegenwartskunst und initiierte die ersten Abonnementskonzerte der Berliner Philharmoniker. Auch Wallner-Basté schadete der Zwischenfall bei seiner weiteren Karriere nicht. [10]

 Von 1946 bis 1948 organisierte Aeckerle zusammen mit Carsta Löck, Paul Henckels, Käthe Haack und anderen Gastspielreisen in der Sowjetischen Besatzungszone. Leider gibt es über diese Zeit keine weiteren Belege. 1948 wurde er Generalsekretär der "Liga für Geistesfreiheit", einer Kulturvereinigung, die sich unter dem Vorsitz des Schriftstellers Günter Birkenfeld bewusst als Gegenstück zum russisch dominierten "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" gegründet hatte, aber in der Folge keine größere Bedeutung entwickelte. [11]

In den frühen fünfziger Jahren war Aeckerle an mehreren bemerkenswerten Produktionen beteiligt. So schrieb er zusammen mit dem Kabarettisten Günter Neumann das Drehbuch für den 1949 vorbereiteten und im Frühjahr 1950 fertiggestellten Film Herrliche Zeiten (Regie: Erik Ode), der - angelehnt an ein Zitat Kaiser Wilhelms II. ("Ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen!") - historische Dokumentaraufnahmen aus einem halben Jahrhundert deutscher Geschichte mit einer kleinen Spielhandlung "zu einer tragikomischen, kabarettistisch kommentierten Zeitsatire ohne allzuviel Biss" [12] zusammenfasste. In diesem Film spielte u. a. auch Edith Schollwer mit, die damals - wie auch Günter Neumann - zum Ensemble des Berliner Kabaretts Die Insulaner gehörte. Der Film fand großen Zuspruch bei Presse und Publikum und war zumindest in Berlin (West) ein großer Kassenerfolg. 1950 erhielt er den von David O. Selznik gestifteten "Silbernen Lorbeer" für den besten, der Völkerverständigung dienenden Film in deutscher Sprache. 

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Parallel zu seiner Arbeit für die dezidiert antikommunistische Sendereihe Berlin spricht zur Zone im RIAS 1951, als Dramaturg und Autor für die City- und Capitol-Film, Berlin (1952 - 1954) sowie ab 1953 als ständiger freier Mitarbeit des Fernsehens beim NWDR Berlin (Vorläufer des Sender Freies Berlin) und des NDR-Hörfunks produzierte er gemeinsam mit Léon Canel den Spielfilm Le Banquet de Fraudeurs/Das Bankett der Schmuggler (Regie: Henri Storck, deutsche Uraufführung 1952 in Aachen - ganz bewusst im deutsch-belgischen Grenzgebiet!) [13] Der Film war die erste deutsch-belgische Co-Produktion nach dem Krieg und ein Plädoyer für eine zollschrankenfreie Einigung Europas. Er erhielt ebenfalls den David O. Selznik-Preis für den besten, der Völkerverständigung dienenden Film in französischer Sprache. 1954 folgte im Auftrag der Berliner Capitol-Film das Manuskript für den Film Mädchen mit Zukunft (Regie: Thomas Engel), ein "mäßig witziges" (Lexikon des internationalen Films) Detektivfilmlustspiel, in dem u. a. Carl Heinz Schroth und Kurt Vespermann mitwirkten. Ein Jahr später schrieb er zusammen mit Gerhard Biller sein letztes Drehbuch für einen großen Spielfilm (Reifende Jugend, Regie: Ulrich Erfurth), der bei der Kritik allerdings auch nicht wesentlich besser als Mädchen mit Zukunft bewertet wurde. Er ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil hier der junge Maximilian Schell in seiner ersten großen Rolle auftritt.

1956 bewarb sich Aeckerle für eine Leitungsposition im Südwestfunk Baden-Baden. Obwohl er keine direkten Erfahrungen aus der Verwaltungsarbeit eines Fernsehsenders vorweisen konnte, sah er sich gerade wegen seiner vielfältigen Tätigkeiten als besonders geeignet an, um "das Zusammenspiel von künstlerischer, kaufmännischer und organisatorischer Übersicht zu entwickeln, das zu einer solchen Position gehört" [14]. Zum 01.08.1957 trat er dann als Leiter der Abteilung Werbefernsehen in den SWF ein und wurde zum 01.01.1960 erster hauptamtlicher Geschäftsführer der neugegründeten "Werbung im Südwestfunk GmbH" sowie ab 1962 Leiter der Unterhaltungsabteilung des SWF-Fernsehens; zwischen 1958 und 1963 war er gleichzeitig ständiger Vorsitzender der "Filmkommission Werbefernsehen".

In diesen Funktionen hat er diverse, sehr erfolgreiche Sendereihen für das Werbefernsehen produziert bzw. produzieren lassen, wobei ihm seine vielfältigen Kontakte zu Filmschaffenden aus der Terra/Ufa-Zeit sehr hilfreich waren.

Mit Fritz Aeckerles Wechsel zur Fernsehunterhaltung begann die große Zeit der Unterhaltungsserien aus Baden-Baden. Die Freundschaften mit Stars wie Gustav Knuth oder Hans Söhnker, beziehungsweise Starautoren wie Heinz Oskar Wuttig zahlten sich aus: Sie verhalfen den Serien "Alle meine Tiere", "Der Forellenhof", "Großer Mann - was nun?" und "Salto Mortale" zu ihren durchschlagenden Erfolgen. Weitere Serien unter Aeckerles Federführung waren "Meine Meinung - Deine Meinung" mit Klaus Havenstein, "Steht's in den Stenen?" mit Marianne Koch, "Die sechs Siebeng'scheiten" - immer noch ein Dauerbrenner - und die "Deutschen Schlager-Festspiele" aus dem Baden-Badener Kurhaus mit Weltstars wie Marlene Dietrich und Cateria Valente.... [15]

Besonders erfolgreich war die Serie "Die Sechs Siebeng'scheiten". Sie startete am 14.01. 1960 [16] im Nachmittagsprogramm, rutschte später in den Vorabend-Werbeblock und wurde zu einem Dauerbrenner unter den deutschen Unterhaltungssendungen: Bis zur Einstellung 1996 gab es rund 400 Folgen, in denen jeweils zwei Schulen mit sechs Schüler:innen aus zwei unterschiedlichen Jahrgangsstufen gegeneinander spielten. Allein 260 Folgen wurden von Jürgen Graf moderiert, der damit zu seiner Zeit einen europaweiten Rekord aufstellte. Seit Oktober 2019 stellt der SWR frühe Aufzeichnungen über die ARD-Mediathek dauerhaft zur Verfügung (hier eine Sendung aus dem Jahr 1959 mit Jürgen Graf):

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Nach seinem Eintritt in den Ruhestand zum 31.12.1973 war Aeckerle noch bis 31.08.1975 als Leiter der Sendestation Sines (Portugal) der Deutschen Welle (Köln) tätig.

Leben in Groß Glienicke

Es ist nicht bekannt, seit wann Fritz Aeckerle ein Wochenendhaus in Groß Glienicke besaß. Man kann wohl davon ausgehen, dass er nach seiner Festanstellung bei der Terra Film in Babelsberg 1938 genügend Mittel für den Kauf eines Grundstücks und den Bau des Hauses hatte und möglicherweise durch den Kontakt mit bereits hier lebenden Filmschaffenden aus der Herstellungsgruppe Rühmann - z. B. Maly Delschaft (Darstellerin in Paradies der Junggesellen, 1939) oder Käthe Haack und Hannelore Schroth (Darstellerinnen in Sophienlund, 1942) - Informationen über den Ort erhielt. Obwohl sein Haus im Hechtsprung 15 recht massiv wirkt und für einen Daueraufenthalt wohl gut geeignet war, dürfte er es allenfalls direkt nach dem Krieg als reguläre Wohnung genutzt haben, da zumindest für 1941 und 1946 noch Anschriften in Berlin belegt sind. [17]

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Wochenendhaus Fritz Aeckerle

Foto: Ernst Laude

Unmittelbar nach dem Ende der Kampfhandlungen wurde Aeckerle am 01.05.1945 von der russischen Kommandantur als Bürgermeister von Groß Glienicke eingesetzt. In dieser Übergangszeit gehörte es zu seinen Aufgaben, das zivile Leben wieder in Gang zu bringen, für Wasser und Strom zu sorgen, die Lebensmittelversorgung zu organisieren, Unterkünfte für Flüchtlinge zu beschaffen und die Befehle der Kommandantur umzusetzen. Aeckerle hat seine Tätigkeit minutiös dokumentiert; eine Abschrift der detaillierten Protokolle für den Zeitraum bis zum 17.05.1945 ist im Ortsarchiv erhalten geblieben. [18] Sie macht deutlich, welches Organisationsgeschick und welche kommunikativen Fähigkeiten nötig waren, um die vielfältigen kleinen und großen Probleme schnell und lösungsorientiert anzugehen - an einzelnen Tagen musste Aeckerle mit bis zu 40 Personen sprechen und die unterschiedlichsten Maßnahmen veranlassen. Warum er dieses Amt nur drei Monate - bis zum 31.07. - ausübte, ist leider nicht überliefert; er selbst vermutete, dass es unter den Funktionären ein tiefes Misstrauen gegen die "Künstler" gegeben habe, "die für eine Politik im Sinne des Kommunismus keinerlei Voraussetzungen mitbrächten". [19] 

Filmografie

Salto Mortale - Die Geschichte einer Artistenfamilie. D/CH 1969 - 1972, Michael Braun, 18 x 60 Min. (Idee und Produktion)

Großer Ring mit Außenschleife. D. 1966, Eugen York, 92 Min. (Produzent)

Der Forellenhof. D 1965 - 1966, Wolfgang Schleif, 8 x 60 Min. (Produzent)

Alle meine Tiere. D 1962 - 1963, Otto Meyer, 9 x 45-50 Min. (Produzent)

Reifende Jugend. D 1955, Ulrich Erfurth, 97 Min. (Drehbuch, zusammen mit Gerhard Biller)

Mädchen mit Zukunft. D 1954, Thomas Engel, 97 Min. (Manuskript)

Das Bankett der Schmuggler / Le Banquet des Fraudeurs. D/B 1952, Henri Storck, 106 Min. (Co-Prozent)

Herrliche Zeiten. D 1949/50, Erik Ode, 95 Min. (Drehbuch, zusammen mit Günter Neumann)

Das große Spiel. D 1942, Robert A. Stemmle, 85 Min. (Regie-Assistenz)

Quax, der Bruchpilot. D 1941, Kurt Hoffmann, 92 Min. (Regie-Assistenz)

Maria Ilona. D 1939, Géza von Bolváry, 103 Min. (Dramaturgie)

Auf großer Fahrt. Dokumentarfilm, D 1936, Hans Heinz von Adlerstein (Sprecher; Ton: Eugen Hrich).

Anmerkungen

[1]

Soweit nicht anders belegt, stammen alle Angaben zum Leben von Fritz Aeckerle aus der vom SWR am 04.08.1986 anlässlich seiner Pensionierung erstellten Berufsbiografie (PresseArchivNetzwerk SWR, mit freundlicher Genehmigung des SWR, Unternehmensarchiv Baden-Baden).

[2]

Aus dem Bewerbungsschreiben Fritz Aeckerles an den Intendanten des Südwestfunks, Prof. F. Bischoff, v. 29. Mai 1956 (SWR Unternehmensarchiv Baden-Baden, SWF 56).

[3]

Dieser Zusammenhang wird von vielen Autoren ausdrücklich hergestellt (so z. B. auf der Website des WDR zur Uraufführung des Films Quax, der Bruchpilot: (https://www1.wdr.de/stichtag/ stichtag6174.html - abgerufen am 12.05.2021). Es ist allerdings ebenso unstrittig, dass sich Rühmann und Bernheim schon vorher auseinandergelebt hatten und nach der Trennung freundschaftlich verbunden blieben. Rühmann selbst sagte 1993 zur Erfüllung seines langgehegten Wunsches, selbst Regie führen zu können und dafür sogar eine eigene Abteilung zu bekommen: "Ich habe sehr gute Erinnerungen daran, und ich habe es mir auch ein bisschen aussuchen können, denn wie es so weit war, daß ich selbst Regie führen konnte, hatte ich auch für mich eine eigene Produktionsgruppe bei der Terra. Ich hatte einen eigenen Dramaturgen, der für mich die Stoffe suchte, ich hatte einen Jahresvertrag, und es war eine sehr, sehr schöne Zeit." (Peipp/Springer 1994: 26). Bei diesem "eigenen Dramaturgen" dürfte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Aeckerle gehandelt haben.

[4]

Die Angaben zur Beteiligung Aeckerles an den Filmen Florentiner Hut und Lauter Liebe beruhen allein auf seiner Darstellung im Lebenslauf; weitere Belege konnten bisher nicht gefunden werden.

[5]

z. B. Aeckerle 1939a; ders. 1940a-c.

[6]

Hake 1998: 38.

[7]

Henry C. Alter (1918 - 1999) - ursprünglich Heinrich Andreas Karl Alter - emigrierte im Juni 1939 aus Wien in die USA und wurde nach seinem Studium an der University of California 1942 Privatsekretär des Schauspielers Paul Henreid (Victor László in Casablanca). Im Oktober 1943 trat er in die US-Armee ein und kam nach seiner Ausbildung im Military Intelligence Training Center (Camp Ritchie) als einer der sogenannten "Ritchie-Boys" nach Berlin, wo er für einen Teil der Berichte über die kulturelle Szene verantwortlich zeichnete. (United States Holocaust Memorial Museum, Henry Alter Papers, Dok. 2000.248 - https://collections.ushmm.org/search/catalog/ irn502511 - abgerufen am 12.05.2021)

[8]

Aus dem Weekly Report No. 23 von Henry C. Alter an den zuständigen Offizier des Information Service Center (ISC) Berlin, zit. nach Chamberlin: 169 ff.

[9]

Auf der Website des "Hauses am Waldsee" wird die Gründungsgeschichte allerdings etwas anders dargestellt - danach hatten Gustav Gründgens, Marianne Hoppe und Ilse Werner durch Intervention bei der Stadtkommandantur Unter den Linden dafür gesorgt, dass die ehemalige Dienstvilla von Karl Melzer, dem Generalsekretär der Internationalen Filmkammer und stellvertretenden Präsidenten der Reichsfilmkammer, zum Kulturhaus umgewidmet wird. (https://hausamwaldsee.de/geschichte/ - abgerufen am 12.05.2021). Aeckerles Rolle wird wohl eher darin bestanden haben, das Projekt als örtlich zuständiger Kulturpolitiker unterstützt zu haben.

[10]

Nach seiner Tätigkeit als Leiter des Kulturamtes Zehlendorf wurde Franz Wallner-Basté im Dezember 1945 zum Intendanten des DIAS (Drahtfunk im amerikanischen Sektor) Berlin ernannt. Im Juli 1947 verließ er den Sender, der inzwischen zum RIAS geworden war, wieder und arbeitete einige Jahre als Rundfunkkritiker beim Münchner Merkur. 1951 holte ihn der Senator für Volksbildung, Joachim Tiburtius, nach Berlin zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung 1961 als Senatsrat die Abteilung Kunst der Senatsverwaltung für Volksbildung leitete. 1970 erhielt er für seine Verdienste um das Kulturleben in Berlin das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. 

[11]

Schivelbusch (1998) beschreibt sehr anschaulich die politischen Auseinandersetzungen in der damaligen Kulturszene zwischen einem eher rechten bürgerlich-liberalen und einem kommunistisch orientierten linken Lager als Teil des beginnenden Kalten Krieges, wobei sein Urteil über die Gegengründung zum Kulturbund ausgesprochen negativ ausfällt: Er bezeichnet die Liste der Gründungsmitglieder, zu denen er namentlich auch Aeckerle zählt, als ein "Who is Who der Mittelmäßigkeit", das "die nächsten zwanzig Jahre der provinziellen Westberliner Kultur dominieren sollte" (Schivelbusch 1998, 102) (Im Original: "a who's who of the mediocrity that would dominate the next twenty years of provincial West Berlin culture".)

[13]

Die französischsprachige Fassung wurde bei den Filmfestspielen in Cannes im April/Mai 1952 uraufgeführt und dort für den großen Festivalpreis nominiert.

[14]

Bewerbungsschreiben Fritz Aeckerles v. 29. Mai 1956 (s. Anm. 2).

[15]

Schröder 1996 

[16]

Hierbei handelt es sich um die offizielle Angabe aus der SWR-Chronik. In der Literatur werden unterschiedliche Starttermine genannt, da zum Teil die Vorläufersendung des Bayerischen Rundfunks (Die 6x Klugen) in die Zählung einbezogen wird. Die oben verlinkte Sendung stammt vom 30.10.1959.

[17]

Laut Berliner Adressbuch von 1941 wohnte er in der Sophie-Charlotte-Str. 25-27 in Zehlendorf, 1946 laut Berliner Telefonbuch in der Niklasstr. 55 in Schlachtensee (diese Anschrift ist bis 1958 belegt). 

[18]

Die frühere Ortschronistin Annelies Laude hat diese Notizen in gekürzter Form veröffentlicht (Laude 2005). Hier kann der Beitrag heruntergeladen werden.

[19]

ebd. 85 f.

Weblinks / Quellen

Fritz Aeckerle auf Filmportal.de

Fritz Aeckerle in der Internet Movie Database (englisch)

Aeckerle, Fritz (1939): "Lieblinge des Volkes. Von den Alt-Wiener Volkstheatern". In: Der Autor 14.4/5 1939, S. 20-21 (Organ des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten e. V., Berlin).

Aeckerle, Fritz (1940a): Heinz Rühmann. Der Weg eines Humoristen. Berlin 1940: Curtius (Aktuelle Filmbücher, Bd. 67. Neu veröffentlicht in: Peipp/Springer (1994): 105-147).

Aeckerle, Fritz (1940b): Wie schreibe ich ein Drehbuch? Exposé, Treatment, Drehbuch. Berlin: Curtius.

Aeckerle, Fritz (1940c): Von der Idee zum Atelier. Die Notwendigkeit des Filmdramaturgen. Berlin: Curtius. (Aktuelle Filmbücher, Bd. 108)

Chamberlin, Brewster S. (1979): Kultur auf Trümmern. Berliner Berichte der amerikanischen Information Control Section Juli - Dezember 1945. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt (Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte).

Hake, Sabine (1998): Heinz Rühmann und die Inszenierung des "kleinen Mannes". In: montage AV 7.1, S. 33-56.

Laude, Annelies (2005): "Turbulenzen nach Kriegsende - Bürgermeister müssen vieles meistern". In: Laude, Annelies/Laude, Ernst (2005): Groß Glienicke - Geschichte und Geschichte. o. O.: Groß Glienicker Kreis e. V., S. 72-86. Hier kann der Beitrag heruntergeladen werden.

Peipp,Matthias/Springer, Bernhard (Hrsg.)(1994): Ich bin ein Anhänger der Stille. Ein Gespräch mit Heinz Rühmann. München: belleville. 

Schivelbusch, Wolfgang (1998): In a Cold Crater. Cultural and Intellectual Life in Berlin, 1945 - 1948. Berkeley: University of California Press.

Schröder, Irene (1996): "Ex-Schauspieler brachte die Stars nach Baden-Baden". In: Badisches Tageblatt v. 27.03.1996 (zur Verfügung gestellt vom SWR, Unternehmensarchiv Baden-Baden).