• Home
  • /
  • Heinrich Schroth
Meinhard Jacobs

Autor:

Meinhard Jacobs

04.08.2023

Porträtskizze von Heinrich Schroth

Porträtskizze: Holger Fahrland

Heinrich Schroth wurde am 21.03.1871 in Pirmasens geboren. Er entstammte einer alten französischen Schauspielerfamilie; sein Vater war der Theaterdirektor August Arnold Schroth, seine Mutter, die nach Aussage ihres Sohnes Carl-Heinz Schroth noch mit einem "Thespis-Karren" - also einer Wanderbühne - durch die Lande zog, war eine geborene Collot und gehörte zu den entfernten Nachfahren des französischen Schauspielers und Revolutionärs Jean-Marie Collot d'Herbois. Auch seine ältere Schwester Emilie Philippine Lippert-Schroth (1862 - 1946) war Schauspielerin. 

Exkurs über Jean-Marie Collot d'Herbois

Jean-Marie Collot-d'Herbois (1749 - 1796) - eigentlich nur "Collot", den Beinamen "d'Herbois" hatte er sich erst während der Französischen Revolution zugelegt - war zwar als Schauspieler relativ erfolglos, sein theatralisches Talent verhalf ihm aber während der Revolution zu einem raschen Aufstieg vom leidenschaftlichen Straßenredner zum einflussreichen Mitglied des Nationalkonvents und des Wohlfahrtsausschusses.

Collot d'Herbois

Zeichnung von Auguste Raffet (Histoire des Girondins, Paris 1847)

Er gehörte zu den schärfsten Verfechtern des revolutionären Terrors und nutzte nach der Einnahme von Lyon 1793 seine Funktion als Beauftragter von Robespierre, um durch brutale Massenhinrichtungen (da die Guillotine zu langsam tötete, wurden mehrere hundert Menschen aus nächster Nähe mit Kanonen beschossen) Vergeltung dafür zu üben, dass er in dieser Stadt Jahre zuvor als Schauspieler (zeitweise war er auch Direktor des Lyoner Grand Théâtre) ausgepfiffen worden war.

(Quellen: Stefan Zweig im zweiten Kapitel seines Buches über Josef Fouché - online s. hier - sowie Charles-Olivier Blanc in einem ausführlichen Dossier über Collot d'Herbois - onlie s. hier.)

Diese Geschichte ist von Käthe Haack, der zweiten Ehefrau von Heinrich Schroth, zu einer halb spaßigen, wegen des realen Hintergrundes aber ziemlich makabren Anekdote verharmlost worden:

"Heinrich Schroth stammte aus der berühmten Schauspielerfamilie des Collot-Derbois (sic!), von dem man erzählte, daß er ins Publikum schoß, wenn seine Pointen schlecht belacht wurden. Natürlich schoß er in die Luft, und außerdem war es zur Zeit der Französischen Revolution. Aber etwas davon war auch in meinem Mann. Er war ein Aufsässiger, ein genialer Schauspieler. Er ist nie einer Rolle oder gar einem Regisseur oder einem Produzenten nachgelaufen. Er war zu stolz dazu." (Käthe Haack: In Berlin und anderswo. München 1981, S. 75)

Collot d'Herbois wurde nach dem Aufruhr vom 12. Germinal (1. April) 1795 zur Deportation in das Straflager nach Französisch-Guyana verurteilt, wo er am 8. Januar 1796 an Gelbfieber starb.

Er selbst hatte keine Kinder, allerdings mehrere Geschwister, so dass davon ausgegangen werden kann, dass Heinrich Schroth kein direkter Nachfahre des französischen Revolutionärs war.

Im Übrigen gibt es noch einen weiteren, 1893 in Mühlhausen geborenen und 1971 in Konstanz verstorbenen Schauspieler namens Heinrich Schroth (auch Heinrich Schroth-Collot), der ebenfalls zur weitläufigen Collot-Familie gehörte, aber nichts mit unserem Heinrich Schroth zu tun hatte.

Sein Debüt gab Heinrich Schroth mit 19 Jahren 1890 am fürstlichen Theater von Sigmaringen. 1894 ging er ans Stadttheater Augsburg, 1896 nach Mainz und 1897 an das Königliche Hoftheater Hannover. Ab 1899 gehörte er für sechs Jahre zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Seit 1905 stand er auf verschiedenen Berliner Bühnen, u. a. von 1913 bis 1921 am Lessing-Theater, wo er 1915 seine zweite Frau Käthe Haack kennenlernte. 

Während des Ersten Weltkriegs trat Schroth in "Ein tolles Mädel" von William Karfiol (gedreht Ende 1915) erstmals als Stummfilmschauspieler hervor. Er erhielt sofort Hauptrollen und wirkte in den nächsten Jahren in unzähligen Filmen mit 1], häufig zusammen mit seiner Frau Käthe Haack. 1918 und 1919 spielte er allein achtmal den Detektiv Joe Deebs in der gleichnamigen Krimiserie von Joe May.

Filmplakat "Die ratte"

Plakat zum Joe-Deebs-Film "Die Ratte" (Quelle: International Movie Database)

Ein besonderer Film aus dieser Zeit war "Das Tagebuch des Dr. Hart" von Paul Leni (1916) 2], in dem Schroth und Käthe Haack die Hauptrollen spielten. Hinter der Kamera stand Carl Hoffmann, der später u. a. für Friedrich Wilhelm Murnau arbeitete und zu den bedeutendsten Künstlern der UFA gehören wird.

Der Film reihte sich ein in die Kriegspropaganda des Kaiserreichs und hatte zwei klare politische Botschaften:

  •  Den verletzten Soldaten geht es gut, weil sich die Feldärzte aufopferungsvoll um sie kümmern, und 
  • die Besetzung des einst russischen Polens dient einzig und allein dem Wohle des polnischen Volkes, das in Zukunft freundschaftlich mit Deutschland verbunden sein wird.
Filmplakat "Das Tagebuch des Dr. Hart"

Hier geht es zum Inhalt des Films

Die Dreharbeiten fanden während des Krieges u. a. im besetzten Brest-Litowsk statt.

Wie Käthe Haack die damalige Situation als knapp Zwanzigjährige erlebte, beschreibt sie in ihren Lebenserinnerungen: 

Im ersten Weltkrieg - ich war jung verheiratet - machte ich mit meinem Mann eine Wehrmachtstournee. Oder eigentlich war es ein Film bei der UFA, der an der Front spielte. Er hieß Der Feldarzt. 3] Regie hatte Paul Leni, und Aufnahmeleiter war der später in Hollywood so berühmt gewordene Hans Krely. Die Atelieraufnahmen waren im UFA-Atelier Tempelhof fertiggestellt, und nun fuhr der Stab mit den beiden männlichen Hauptdarstellern Heinrich Schroth und Hans Hoffmann voraus nach Brest-Litowsk.

Die beiden weiblichen Hauptdarsteller Dagny Servaes und ich blieben in Berlin auf Abruf: Wir mußten warten, bis wir gebraucht wurden.

Endlich kam die Nachricht, daß wir über Warschau an unseren Drehort nachkommen sollten. Gespannt fuhren wir - als Wehrmachtsmitglieder angegeben - nach. (...)

Wir kamen nur durch verwüstete Dörfer und Felder. Endlich sahen wir Brest-Litowsk vor uns: eine zerschossene Einöde. Reihenweise standen in den Straßen neben heruntergebrannten Wänden und Mauern nur noch die erhalten gebliebenen Öfen. Wenn ich heute zurückdenke, fasse ich es nicht! Was haben wir Deutschen in den letzten 50 Jahren alles vernichtet, wieviel Unglück haben wir in die Welt gebracht!

Damals waren wir jung. Was kümmerte uns der Krieg oder die Gerechtigkeit. Wir drehten einen Film und wir hatten gehofft, in Brest-Litowsk einkaufen zu können, und da dies nicht möglich war, harrten wir der Dinge, die da kommen würden.

Am Bahnhof wurden wir vom ganzen Stab und meinem Mann abgeholt und mit Juhu empfangen. Wir wurden in einer alten Scheune untergebracht, sogar kleine Kanonenöfen hatte man für uns aufgestellt.

Wir spielten zwei Krankenschwestern, eine deutsche und eine polnische. Gedreht wurde im Freien unter primitivsten Verhältnissen und in einer zerschossenen polnischen Kirche, die als Lazarett hergerichtet war...." 4]

Nach den anfänglich großen Erfolgen im Filmgeschäft musste sich Heinrich Schroth bereits in den zwanziger Jahren weitgehend mit Nebenrollen begnügen und wirkte in vielen Produktionen nur noch als Kleindarsteller mit. Eine nachhaltige Wirkung hatten nur noch wenige seiner Filme - etwa "Lebende Buddhas" von 1924 (Regie: Paul Wegener) oder die drei Filme "Yorck" (Regie: Gustav Ucicky), "Der Hauptmann von Köpenick" (Regie: Richard Oswald) und "Berlin Alexanderplatz" (Regie: Phil Jutzi) aus dem Jahr 1931 -, aber bis auf "Lebende Buddhas" spielte er auch in diesen Filmen nur kleinere Rollen.

Während des Dritten Reichs ließ sich Schroth wie viele andere Schauspielerinnen und Schauspieler, die nicht in die innere Emigration gegangen waren oder Deutschland verlassen hatten, in die nationalsozialistische Propaganda einbinden. So spielte er in Filmen mit wie "Der Herrscher" (1937), "Kameraden auf See" und "Pour le Mérite"(beide 1938), "Der große König" (1941) oder im Bismarck-Epos "Die Entlassung" (1942), heute alles Vorbehaltsfilme der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die nur unter besonderen Bedingungen gezeigt werden dürfen. 5] Selbst in den beiden expliziten Propagandafilmen "Jud Süß" (1940, Regie: Veit Harlan) und "Ohm Krüger" (1941, Regie: Hans Steinhoff) wirkte er mit, allerdings nur noch in kleinen Nebenrollen. 

Es ist heute unklar, inwieweit er sich auch sonst für die nationalsozialistische Diktatur engagierte. Carl Zuckmayer fällte in seinem Report für den amerikanischen Geheimdienst OSS 1943/44 allerdings ein sehr hartes Urteil - er ordnete ihn der Gruppe der "Nazis, Anschmeisser, Nutzniesser, Kreaturen" 6] zu und bezeichnete ihn als "zweitrangigen Berliner 'Gebrauchs-Schauspieler'", der "durch Verbitterung und Inferiorität" zum Nazi geworden sei, und als einen der "Haupträdelsführer der neuen NS-Theater Fachschaften, in denen gegen die vertriebenen Meister wie Reinhardt in Art der Sklavenrebellion nachträglich gewütet wurde". 7] Konkrete Belege für diese Einschätzung lieferte er allerdings nicht. 

Familie

Heinrich Schroth war dreimal verheiratet. Über seine erste Ehefrau ist nichts bekannt. Dieser Ehe soll der Schauspieler und Regisseur Heinz Sailer (laut Wikipedia eigentlich Heinz Schroth, 1892 - 1957) entstammen, allerdings konnte ich keinen belastbaren Beleg dafür finden. Möglicherweise war Sailer auch ein unehelicher Sohn aus einer der vielen Affären von Heinrich Schroth. In einem Interview mit dem Journalisten Harald von Troschke spricht Carl-Heinz Schroth zwar ausführlich über die Beziehung zu seinem Halbbruder, den er im Hamburger Thalia-Theater kennengelernt hatte und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband 8], aber da er gleichzeitig auf die diversen ehelichen und unehelichen Kinder seines Vaters zu sprechen kommt ("von denen eine ganze Menge rumschwirrten") 9], wird nicht klar, zu welcher der beiden Gruppen Heinz Sailer tatsächlich gehörte. 10]

In zweiter Ehe heiratete Heinrich Schroth am 29. April 1902 die österreichische Schauspielerin Elisabeth (Elsa) Polz von Ruttersheim (1880 - 1962). Die Hochzeit fand am 29. April 1902 statt. Exakt zwei Monate später wurde ihr Sohn Carl-Heinz geboren. In seinen Lebenserinnerungen kommentiert er diesen Sachverhalt: "Schon der Anfang war nicht in Ordnung... Ich möchte meinen Eltern nicht unrecht tun, aber ich glaube nicht, fehl zu gehen in der Annahme, daß es sich bei meinem Erscheinen auf diesem Planeten um einen Betriebsunfall gehandelt hat." 11]

Diese kurze Episode macht deutlich, dass Heinrich Schroth zumindest in seinen beiden ersten Ehen kein sehr inniges Familienleben geführt haben kann; er war gut aussehend und galt nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben als Draufgänger mit vielen Beziehungen zu unterschiedlichen Frauen. "Papa war nicht nur ein erfolgreicher Schauspieler in Berlin, er war auch ein blendend aussehender Mann mit einem Charme, dem sich kaum eine Frau entziehen konnte, und außerdem war sei Hormonhaushalt in bester Ordnung. Da ich später einen unehelichen Sohn meines Vaters kennengelernt habe, der kurioserweise am selben Tag wie ich geboren war, muß Papa also auch noch ein Fahrrad gehabt haben..." 12] In der Konsequenz existierte die Ehe zwischen Heinrich Schroth und Elsa von Ruttersheim praktisch nicht. "Ich erinnere mich nicht, in den folgenden Jahren meine Eltern jemals zusammen gesehen zu haben." 13]

Das änderte sich erst mit seiner dritten Ehefrau Käthe Haack. "Da ging eines Abends ein Mann in Uniform über die Bühne (des Lessing-Theaters in Berlin, M. J.). Wir schrieben das Jahr 1915. Dieser Mann sah mich an; ich fand ihn himmlisch! Vorsichtig erkundigte ich mich: 'Wer ist denn das?' - 'Ach', sagte Forest 14], 'den laß man sein, das ist der Heinrich Schroth, der ist reklamiert und spielt jetzt meine Rolle. Der läuft allen Weibern nach.' - Das war ja nun Wasser auf meine Mühe. nun gerade! Er sah hinreißend aus. Auf der Treppe, beim Nachhausegehen traf ich eine Kollegin in seinen Armen. Jetzt war es ganz um mich geschehen." 15] 

Heinrich Schroth um 1920

Heinrich Schroth um 1916 (Foto: Nicola Perscheid)

Käthe Haack 1916

Käthe Haack 1916 (Foto: Alexander Binder)

Am 15. November 1916 heirateten beide vor dem Standesamt in Charlottenburg; da er katholisch, sie aber evangelisch war, gab es keine kirchliche Hochzeit. Käthe Haack war gerade 19 geworden, Heinrich Schroth fast 46, aber trotz des großen Altersunterschiedes sollte es eine glückliche, 27 Jahre dauernde Ehe werden. Beide passten offensichtlich nicht nur emotional zueinander - auch künstlerisch stimmte die Chemie, da sie in vielen Theaterstücken und Spielfilmen gemeinsam auftraten. Am 10. Januar 1922 kam ihre Tochter Hannelore zur Welt.

Groß Glienicke

1936 hatte die Familie in Groß Glienicke ein Grundstück erworben, nachdem Heinrich Schroth einen Herzinfarkt erlitten und sein Arzt ihm geraten hatte, wegen der Wälder und der guten Luft mehr Zeit auf dem Land zu verbringen. "Damals kauften wir das Grundstück am Groß Glienicker See, ließen 60 Obstbäume setzen und fingen an zu bauen." 16]

Landhaus Haack-Schrot

Käthe Haack vor dem Sommerhaus. © Ortschronik Groß Glienicke (Fotograf unbekannt)

Dieses Sommerhaus - es steht heute noch in der Isoldestr. 36, hat aber kein Strohdach mehr - war für die Familie ein wichtiger Fixpunkt und Rückzugsort. Käthe Haack spricht in ihren Lebenserinnerungen immer wieder vom "geliebten Häuschen", vom "herrlichen, abenteuerlichen Paradies" und vom "Juwel"; ein ganzes Kapitel ihrer Autobiografie hat sie dem "kleinen Sommerhaus" gewidmet.

Nach den verheerenden Bombenangriffen auf Berlin im November 1943, bei denen auch ihre Wohnung in der Duisburger Str. 2a erheblich beschädigt worden war, zog Käthe Haack mit ihrem Mann ganz nach Groß Glienicke. Ihre Tochter Hannelore kam "bei Freunden am anderen Ende des Sees" 17] unter, und ihr Stiefsohn Carl-Heinz folgte mit seiner Frau Ruth Hausmeister und der dreijährigen Tochter Sabine wenig später nach.

Am 13. Januar 1945 starb Heinrich Schroth in Groß Glienicke. Seine Frau ließ ihn auf dem Dorffriedhof bestatten, da ihre Wohnung in Berlin zerstört und eine geordnete Beerdigung dort nicht mehr möglich war.

Sie beschreibt die letzten Tage in ihren Erinnerungen: 18] 

Grab Heinrich Schroths in Groß Glienicke

Grab Heinrich Schroths in Groß Glienicke 19]

(Foto: Meinhard Jacobs)

Der Krieg ging weiter, die Angriffe nahmen zu. Wir wohnten inzwischen ganz draußen in unserem kleinen Haus. Ein Oberfeldarzt vom nahen Hauptquartier kam jeden Tag und gab meinem Mann helfende Spritzen.

Und dann mußte ich ihn wieder weggeben, diesmal nach Potsdam, das damals von Bomben noch fast verschont war. Dort verlebten wir unser letztes Weihnachten. Ich hatte von irgendeiner Weihnachtstournee noch eine halbe Flasche Sekt, die haben wir beide getrunken. Mein Mann hatte gleich einen kleinen Schwips, er erzählte einen unmöglichen Witz und lachte Tränen über meine Empörung. Danach schlief er glücklich in meinem Arm ein. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, legte ich ihn in die Kissen zurück.

Eine schreckliche Trauer überfiel mich. Wie lange würde ich ihn noch haben? Ich saß noch lange allein unten in der Eingangshalle. Von überall kamen Gesang und Lachen, Kerzen brannten; überall hätte ich hingehen können, aber ich mochte nicht. In meinem Herzen war tiefe Verzweiflung.

Ich brachte ihn dann noch einmal kurz nach Haus. Wir feierten Hannelores Geburtstag. Zwei Tage später waren wir bei Freunden am Seeufer eingeladen. In seinem schönsten Anzug ging mein Mann langsam mit mir zur Uferpromenade.

"Mir wird schlecht!" sagte er, und dann fiel er hin. Ich konnte ihn nicht halten. Ich warf mich auf die Erde und zog ihn auf mich herauf, um ihn vor der Kälte zu schützen. Es war eisiger Winter. Und dann schrie ich, schrie um Hilfe, aber niemand kam. Kein Fenster, keine Tür öffnete sich. Nichts! Nur der See mit seinen Wellen schlug eintönig ans Ufer. Verzweiflung packte mich, was sollte ich tun? Endlich hörte ich in der Ferne einen Wagen, einen Wagen von der Organisation Todt 20]. Sie halfen mir und brachten meinen Mann nach Haus. Es war ein Gehirnschlag, er muß gleich tot gewesen sein.

Es war grauenhaft, dieses Alleinsein! (...)

Und doch geht es immer weiter. Es kamen die gräßlichen Formalitäten. Mit einem Tempowagen 21], es war im Januar 1945, brachte ich meinen Mann zum nahen wunderschönen Glienicker Friedhof. Einen Findling ließ ich auf sein Grab setzen." 

Filmografie (Auswahl)

1942/43

Großstadtmelodie (Regie: Wolfgang Liebeneiner)

1942

Die Entlassung (Regie: Wolfgang Liebeneiner)

1940 - 42

Der große König (Regie: Veit Harlan)

1941/42

Rembrandt (Regie: Hans Steinhoff)

1941

Ohm Krüger (Regie: Hans Steinhoff)


Heimaterde (Regie: Hans Deppe)

1940

Bismarck (Regie: Wolfgang Liebeneiner)


Jud Süß (Regie: Veit Harlan)

1939

Verdacht auf Ursula (Regie: Karlheinz Martin)

1939

Dein Leben gehört mir (Regie: Johannes Meyer)


Das Recht auf Liebe (Regie: Joe Stöckel)


Die barmherzige Lüge (Regie: Werner Klingler)

1938/39

Die Stimme aus dem Äther (Regie: Harald Paulsen)


Wasser für Canitoga (Regie: Herbert Selpin)

1938

Pour le Mérite (Regie: Karl Ritter)


Ziel in den Wolken (Regie: Wolfgang Liebeneiner)

 

Scheidungsreise (Regie: Hans Deppe)


Verwehte Spuren (Regie: Veit Harlan)


Tanz auf dem Vulkan (Regie: Hans Steinhoff)

Preußische Liebesgeschichte (Regie: Paul Martin)

1937/38

Kameraden auf See (Regie: Heinz Paul)


Urlaub auf Ehrenwort (Regie: Karl Ritter)

1937

Die Korallenprinzessin (Regie: Victor Janson)


Pan (Regie: Olaf Fjord)

1936/37

Der Herrscher (Regie: Veit Harlan)


Das schöne Fräulein Schragg (Regie: Hans Deppe)


Frauenliebe, Frauenleid (Regie: Augusto Genina)


Der alte Fritz (Regie: Johannes Meyer)

1936

Verräter (Regie: Karl Ritter)

1935/36

Die Leuchter des Kaisers (Regie: Karl Hartl)

1935

Familie Schimek (Regie: E. W. Emo)


Liebesleute (Regie: Erich Waschneck)

1933/34

Hanneles Himmelfahrt (Regie: Thea von Harbou)


Wilhelm Tell (Regie: Heinz Paul)

1932/33

Eine Stadt steht Kopf (Regie: Gustav Gründgens
1931/32

Man braucht kein Geld (Regie: Carl Boese)

1931

Yorck (Regie: Gustav Ucicky)


Berlin-Alexanderplatz (Regie: Phil Jutzi)


Der Hauptmann von Köpenick (Regie: Richard Oswald)

1930

"1914". Die letzten Tage vor dem Weltbrand (Regie: Richard Oswald)

1929

Atlantik (Regie: E. A. Dupont)


Ohne Geld durch die Welt (Regie: Richard Löwenbein)

1928

Die große Abenteurerin (Regie: Robert Wiene)

1927/28

Der Präsident (Regie: Gennaro Righelli)

1927

Die Dame mit dem Tigerfell (Regie: Willi Wolff)


Alraune (Regie: Henrik Galeen)

1926

Menschen untereinander (Regie: Gerhard Lamprecht)

1925/26

Der Wilderer (Regie: Johannes Meyer)

1923 - 25

Lebende Buddhas (Regie Paul Wegener)

1925

Die tolle Herzogin (Regie: Willi Wolff)

1924

Horrido (Regie: Johannes Meyer)

1923

Vineta. Die versunkene Stadt (Regie: Werner Funck)


Die Abenteuer von Sagossa (Regie: Franz Seitz Sr.)

1922/23

Und dennoch kam das Glück (Regie: Gerhard Lamprecht)

1922

Das Spielzeug einer Dirne (Regie: Ernst Fiedler-Spies)


Die Macht der Versuchung (Regie: Paul Ludwig Stein)

1921

Madeleine (Regie: Siegfried Philippi)


Verbrechen aus Leidenschaft (4 Teile, Regie: Emmerich Hanus und Alfred Halm)


Das zweite Leben (Regie: Alfred Halm)

1920/21

Die böse Lust (Regie: Willy Zeyn Sr.)

1920

Der unterirdische Tempel (Regie: Fritz Bernhardt)


Die Sühne (Regie: Fritz Bernhardt)


Anständige Frauen (Regie: Carl Wilhelm)


Das Haus des Schreckens (Regie: Fritz Bernhardt)


Die Abenteuer der Marquise von Königsmarck (Regie: Emmerich Hanus)


Die Trommeln Asiens (Regie: Uwe Jens Krafft)


Der Schädel der Pharaonentochter (Regie: Otz Tollen)


Die Augen als Ankläger (Regie: Fritz Bernhardt)


Yoshiwara, die Liebesstadt der Japaner (Regie: Arthur Bergen)

1918/19

Der blaue Drachen (Regie: Harry Piel - sowie 7 weitere Filme in der Rolle des Detektivs Joe Deebs)

1917

Gräfin Küchenfee (Regie: Rudolf Biebrach)

1916/17

Die Silhouette des Teufels (Regie: Felix Basch)


Der Liebesbrief der Königin (Regie: Robert Wiene)

1916

Das Tagebuch des Dr. Hart (Regie: Paul Leni)

1915/16

Ein tolles Mädel (Regie: William Karfiol)

Quellenverzeichnis:

[1]

Das "DFF - Deutsches Filminstitut und Filmmuseum" führt auf seiner Website www.filmportal.de bis 1920 insgesamt 48 Produktionen auf. Es muss aber wohl davon ausgegangen werden, dass es sich dabei nicht um alle Filme handelt, in denen er mitgewirkt hat.

[2]

Die Murnau-Stiftung gibt zwar 1916 als Herstellungsjahr an (hier), aber da das auftraggebende "Bild- und Filmamt" erst im Januar 1917 von der Obersten Heeresleitung gegründet wurde, dürfte der Film vermutlich auch erst in diesem Jahr gedreht worden sein. Entstanden ist das BUFA aus der am 1. November 1916 bei der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes eingerichteten "Militärischen Film- und Fotostelle". Sein Zweck war, das Medium Film in die psychologische Kriegführung einzubeziehen. Am 4. Juli 1917 wurde das BUFA durch Erich Ludendorff in die "Universum Film-AG" (UFA) umgewandelt (s. a. Klaus Kreimeier: Die Ufa-Story. Geschichte eines Filmkonzerns. München und Wien 1992, S. 13 f. und S. 31 ff.).

[3]

"Der Feldarzt" war der ursprüngliche Arbeitstitel des Films "Das Tagebuch des Dr. Hart".

[4]

Käthe Haack: In Berlin und Anderswo. München 1981, S. 88 ff.

[5]

Als "Vorbehaltsfilme" bezeichnet die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Filme aus ihrem Bestand, deren Inhalt kriegsverherrlichend, rassistisch oder volksverhetzend ist und die deshalb nicht für den allgemeinen Vertrieb freigeben worden sind. Wenn sie öffentlich gezeigt werden sollen, ist in jedem Fall eine historische Einführung und die begleitende Diskussion mit fachkundigen Menschen notwendig. 

[6]

Carl Zuckmayer: Geheimreport. Hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön. Göttingen 2002 (2. Auflage), S. 16. 

[7]

Ebd., S. 94 f. Die Fachschaften waren 1939 eingeführte Untergliederungen der am 1. August 1933 gegründeten Reichstheaterkammer. Sie unterstand der Theaterabteilung des Propagangaministeriums und sollte die Gleichschaltung des deutschen Theaterlebens

organisieren, wozu insbesondere die "Ausmerzung" des jüdischen Einflusses in der Kultur gehörte. Übrigens bezog Zuckmayer die Ehefrau Schroths, Käthe Haack, ausdrücklich nicht in dieses Urteil ein; sie soll sich "in der Nazizeit nach verschiedenen Aussagen besonders anständig und treu zu alten Freunden benommen haben" (Ebd., S. 94).

[8]

Das Interview kann hier angehört werden. Etwa ab Minute 21:40 spricht Carl-Heinz Schroth über Heinz Sailer.

[9]

Im Interview bei Minute 21:30.

[10]

Nach dem Deutschen Bühnen-Jahrbuch von 1958 stammt Heinz Sailer aus Waedenswil in der Schweiz (Deutsches Bühnen-Jahrbuch, 66. Jg. Hamburg 1958, S. 88). Tatsächlich kommt der Name Sailer in Waedenswil häufiger vor, sodass es durchaus wahrscheinlich ist, dass es sich nicht um einen Künstlernamen, sondern um den Nachnamen der Mutter handelt.

[11]

Carl-Heiz Schroth: Keine Angst vor schlechten Zeiten... Berlin (Ullstein) 1989, S. 11 und 14.

[12]

Ebd., S. 12 f.

[13]

Ebd.

[14]

Gemeint ist der österreichische Schauspieler Karl Forest (1874 - 1944), der von 1904 bis 1916 dem Ensemble des Lessing-Theaters angehörte.

[15]

Käthe Haack, a.a.O., S. 20 f. "Reklamiert sein" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Heinrich Schroth an jemanden gebunden war. Er war zu der Zeit noch mit Elsa von Ruttersheim verheiratet.

[16]

Ebd., S. 71.

[17]

Ebd., S. 105.

[18]

Ebd., S. 73 ff.

[19]

Warum auf dem Grabstein als Todestag der 12. Januar 1945 steht, obwohl Heinrich Schroth offziell am 13. Januar gestorben ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

[20]

Die Organisation Todt war eine paramilitärische Bautruppe im NS-Staat, die den Namen ihres Führers Fritz Todt (1891 - 1942) trug. Sie wurde für den Bau von militärischen Anlagen in Deutschland und in den von Deutschland während des Zweiten Weltkriegs besetzten Gebieten gegründet. 

[21]

"Tempowagen" waren Nutzfahrzeuge der Firma Vidal & Sohn Tempo-Werk GmbH, die von 1928 bis 1966 gebaut wurden.