Am 20. Oktober 2023 zeigt der Arbeitskreis "Filme und ihre Zeit" im Groß Glienicker Kreis den Film "Unter den Brücken" von Helmut Käutner mit Hannelore Schroth, Carl Raddatz und Gustav Knuth in den Hauptrollen.
Ort:
Aula der Grundschule Hanna von Pestalozza
14476 Potsdam OT Groß Glienicke
Hechtsprung 14 - 16
Zeit:
18:30 Uhr Einführung in den Film (Meinhard Jacobs)
19:00 Uhr Filmbeginn
Wir bedanken uns bei der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die den Film zur Verfügung stellt.
Die Story
"Unter den Brücken" erzählt die Geschichte der beiden Binnenschiffer Hendrik (Carl Raddatz) und Willy (Gustav Knuth), die mit ihrem gemeinsamen Schleppkahn auf der Havel unterwegs sind, hier und da eine Freundin haben, sich aber eigentlich nach einem sesshaften Familienleben sehnen. Eines Abends beobachten sie eine junge Frau, die sich vermeintlich von einer Brücke stürzen will. Sie eilen zur Hilfe, müssen aber feststellen, dass Anna (Hannelore Schroth) nur einen 10-Mark-Schein als ungeliebtes Erinnerungsstück an eine schlechte Erfahrung in den Fluss werfen wollte. Da kein Bus mehr fährt, nehmen Hendrik und Willy sie auf ihrem Schiff mit nach Berlin. Natürlich verlieben sich beide in Anna; als gute Freunde einigen sie sich darauf, dass derjenige, der ihr Herz gewinnt, dem anderen seine Anteile am Schiff überlässt...
Die Bedeutung des Films
Der Film gilt in seiner klaren, einfachen Bildsprache, seiner unglaublich dichten Atmosphäre und seiner unprätentiösen, aber gleichzeitig präzisen Inszenierung als Meisterwerk des poetischen Realismus, vergleichbar den Filmen von Jean Renoir oder Marcel Carné. Sowohl Helmut Käutner als auch Carl Raddatz, Gustav Knuth und Hannelore Schroth haben ihn mehrfach als ihren besten Film bezeichnet. Im Nachhinein mag man gar nicht glauben, dass er im Sommer und Herbst 1944 in und um Berlin gedreht wurde, während es dort die heftigsten Kämpfe gab.
Hier kommt der Krieg nicht vor. Der Film hatte sich gewissermaßen "aus der Zeit gestohlen" (Rainer Rother im UFA-Magazin Nr. 21 von 1992); er blendet Nazis, Tod und Zerstörung aus und träumt sich in eine Welt, in der andere Prioritäten gelten. Der Filmkritiker Michael Alten hat ihn in der FAZ 2010 als eine Art "Waisenkind" der deutschen Filmgeschichte bezeichnet, weil er zur gleichen Zeit wie Veit Harlans Durchhaltefilm "Kolberg" gedreht wurde, aber mit dem Kino jener Jahre überhaupt nichts am Hut hatte, und weil er während des Krieges nicht mehr zur Aufführung kam. Erst 1946 wurde er mit großem Erfolg beim Filmfestival in Locarno gezeigt. 1950 hatte er seine Deutschland-Premiere.
1995 wurde der Film bei einer Umfrage unter 324 Filmexperten auf Platz 18 der besten deutschen Filme des 20. Jahrhunderts gewählt (s. hier, S. 41).
Übrigens:
Am Anfang des Films tritt Hildegard Knef in ihrer ersten "richtigen" Rolle als "Mädchen in Havelberg" auf. Sie hatte zwar vorher schon in drei anderen Filmen mitgespielt, aber im ersten ("Träumerei" von 1943) wurde ihre Szene später herausgeschnitten, der zweite ("Schauspielschule" von 1944) war ein reiner Ausbildungsfilm der UFA und im dritten Film ("Die Brüder Noltenius" von 1944) war sie lediglich 14 Sekunden zu sehen und sprach nur einen einzigen Satz.
Hildegard Knef in "Unter den Brücken"
Foto: © Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden
"Unter den Brücken" in der Wikipedia
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