• Home
  • |
  • Blog
  • |
  • F. W. Murnaus FAUST am 05.11.2021 in der Dorfkirche Groß Glienicke

Oktober 23, 2021

F. W. Murnaus FAUST am 05.11.2021 in der Dorfkirche Groß Glienicke

Meinhard Jacobs

Großes Kino in der Dorfkirche: Am 05.11.2021 zeigt der Arbeitskreis "Filme und ihre Zeit" Friedrich Wilhelm Murnaus expressionistischen Stummfilmklassiker FAUST - mit Susanne Schaak LIVE an der Schuke-Orgel! 

Plakat Faust 05.11.

Basierend auf Motiven der Volkslegende sowie der Dramatisierung von Christopher Marlowe und J. W. Goethe erzählt der Film die Geschichte des Gelehrten Faust, der von Mephisto in Versuchung geführt wird. Mephisto hatte nämlich in einem Streit mit dem Erzengel Gabriel - übrigens die erste große Filmrolle des mit Groß Glienicke verbundenen Schauspielers Werner Fuetterer - behauptet, er könne jeden Menschen vom Weg Gottes abbringen.

Um den alten Faust zu verführen, lässt Mephisto das Land von der Pest heimsuchen. Die sterbenden Menschen flehen den Gelehrten um Hilfe an, der jedoch kein Mittel gegen die Seuche findet und in seiner Verzweiflung die bösen Geister anruft. Mephisto, der die Pest selbst entfacht hat, bietet Faust seine Hilfe an und verspricht ihm die ewige Jugend und alle Schätze dieser Welt, wenn er ihm seine Seele verschreibt. Faust lässt sich auf diesen Pakt ein, und Mephisto erfüllt von nun an alle seine Wünsche.

Als Faust in seine Heimatstadt zurückkehrt, verliebt er sich in das unschuldig-reine Gretchen. In der Nacht steigt er in ihr Zimmer ein, um sie zu verführen, während Mephisto zur gleichen Zeit ihren aus dem Krieg heimgekehrten Bruder herausfordert und tötet. Zu allem Unglück entdeckt Gretchens Mutter Faust im Zimmer ihrer Tochter, worüber sie aus Gram stirbt. Gretchen wird von ihrer Umwelt verstoßen. Als sie einsam und verlassen im Winter ein Kind zur Welt bringt und dieses in der Kälte stirbt, wird sie zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Faust erfährt von ihrem drohenden Schicksal, verflucht die ewige Jugend und macht sich auf den Weg, um Gretchen um Verzeihung zu bitten. Er kommt jedoch zu spät und steigt zu ihr auf den lodernden Scheiterhaufen, und im Augenblick des Todes erkennt Gretchen in dem alten Mann ihren Geliebten. Vereint gehen sie in den Tod.

Mephisto glaubt nun, sein Ziel erreicht zu haben. Doch der Erzengel verwehrt dem Teufel diesen Triumph: Die reine, echte Liebe zwischen Faust und Gretchen hat Mephistos böses Vorhaben zunichte gemacht.

alle Fotos wurden freundlicherweise von der Murnau-Stiftung zur Verfügung gestellt

Trailer der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

zum Abspielen Klicken

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Foto: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

[Datenschutzhinweis: Eine Datenübermittlung von und nach YouTube erfolgt erst beim Abspielen des Films]

Die Wirkung des Films

Friedrich Wilhelm Murnau (1888 - 1931) stand während der Dreharbeiten 1926 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit Nosferatu, eine Symphonie des Grauens war ihm bereits 1922 einer der bedeutendsten Filme der Stummfilmära gelungen. Zwei Jahre später begründete Der letzte Mann seine internationale Karriere: Im Januar 1925 unterschrieb er bei seiner ersten Reise in die USA einen Vertrag mit dem Produzenten William Fox. Faust war sein letzter Film in Deutschland.

Murnau in Photoplay 1927

Murnau 1927 in der amerikanischen Zeitschrift Photoplay (Foto: New York Public Library)

Bei seiner Veröffentlichung in Deutschland erhielt der Film nur mittelmäßige Kritiken. Viele warfen Murnau ein mangelndes Verständnis von Goethes Faust und dessen philosophischer Tiefe vor, ohne dabei die Eigenständigkeit und große Suggestivkraft des Filmes zu erkennen oder zu berücksichtigen. International wurde der Film dagegen schon seit seiner Veröffentlichung hervorragend bewertet. Mittlerweile wird der Film auch in Deutschland überwiegend positiv gesehen, wobei insbesondere Bildaufbau, Kameraführung und Tricktechnik als stilbildend gelten. Murnau lotet im Faust die Grenzen beim Einsatz filmischer Möglichkeiten aus, insbesondere bei den visuellen Effekten (etwa Doppelbelichtungen). 

Keine geringeren als ein Erzengel, der Teufel und die Reiter der Apokalypse eröffnen Murnaus Meisterwerk aus 1926. Schon die Ouvertüre lässt keinen Zweifel aufkommen: dieser Höhepunkt des innovativen Regisseurs, vier Jahre nach Nosferatu, ist dramatisch und bildgewaltig! In den Jahren des Experimentierens ist Murnau zu einem Meister der jungen Filmkunst geworden, und er weiß auch treffend zu besetzen: vor allem Emil Jannings als Mephisto und Camilla Horn als Gretchen sind brilliant. Aber auch der Rest des Cast, der 1926 vermutlich noch nicht so genannt wurde, überzeugt. Dramaturgisch und filmisch ist dieses Meisterwerk einfach ein Meilenstein und unbedingt sehenswert!

Peter Schrandt

Film-Blog.tv (Website nicht mehr zugänglich)

Die Faust-Bibel

Eine besondere Rolle spielt die Bibel von Faust, die Murnau nach dem Ende der Dreharbeiten als Abschiedsgeschenk vom Filmarchitekten Robert Herlth bekam. Hierbei handelt es sich nicht nur um ein einfaches Filmrequisit; statt der ursprünglichen Seiten mit den Beschwörungsformeln für die Anrufung von Mephisto hat Herlth auf rund 100 großformatigen Blättern die Produktionsgeschichte des Films in etwa 350 Fotos von Architekturskizzen, von Dreharbeiten und vor allem in Filmstills dokumentiert. Viele Aufnahmedetails und Bildtricks, um die seinerzeit ein großes Geheimnis gemacht wurde - etwa die Aufnahmen des "Weltfluges" -, können auf diese Weise heute nachvollzogen werden. Werner Sudendorf beschreibt in seinem Blog (der Blog kann leider nicht mehr aufgerufen werden) die spannende Geschichte dieses einzigartigen Dokuments der deutschen Filmgeschichte, das nach etlichen Irrwegen heute in der Pariser Cinémathèque Francaise öffentlich zugänglich ist.

Faust und die Musik

In jedem Stummfilm spielt die Musik eine ganz besondere Rolle, sie untermalt, begleitet und beschreibt die Szenen, erzeugt Emotionen. Gerade weil es eine direkte filmische Tonbegleitung in den zwanziger Jahren noch nicht gab - die technischen Möglichkeiten, Bild und Ton synchron aufzunehmen und abzuspielen, waren zwar grundsätzlich bekannt, aber noch nicht so ausgereift, dass sie hätten angewandt werden können (s. hierzu unseren Artikel über den Erfinder des Lichttons, Joseph Massolle, der ebenfalls in Groß Glienicke gelebt hat) - bekam die Musik eine besondere Rolle. Die Filme wurden vor Publikum je nach Art der Vorführstätte von Orchester, Klavier bzw. Pianola, Grammophon u. a. begleitet oder es kamen selbstspielende Klaviere zum Einsatz, die mit zusätzlichen, von Hand auszulösenden Geräuscheffekten versehen waren. 

Die Musikillustration zur Uraufführung am 14. Oktober 1926 im Ufa-Palast am Zoo stellte Werner Richard Heymann unter Verwendung von Motiven von Richard Wagner und Richard Strauss zusammen. Sie wurde vom Orchester der Ufa unter der Leitung von Artur Guttmann aufgeführt, einem Wiener Kapellmeister und Komponisten von Filmmusik. 

Ufa-Palast 1931

Ufa-Palast am Zoo (Postkarte 1931)

Neben der Kompilation von Heymann gab es noch eine weitere zeitgenössische Komposition von dem wenig bekannten Paul A. Hensel (auf der von der Universum-Film herausgegebenen Deluxe-DVD-Edition). 2001 wurde der restaurierte Film mit einer neuen symphonischen Musik des Komponisten Marco Nola uraufgeführt, gespielt vom Bremer Philharmonischen Staatsorchester mit dem Chor des Goethe-Theaters Bremen unter Leitung von Gabriel Feltz. 2013 schuf der Komponist und Dirigent Bernd Wilden eine weitere Musik zum Film (uraufgeführt im November 2013). Filmmusiken für Orgel wurden - oft als Improvisationen - u. a. von Pierre Pincemaille, Nils Henrik Asheim, Juan de la Rubia und Paul Kayser geschaffen.

In diese Tradition reiht sich die Kantorin Susanne Schaake mit LIVE-Improvisationen auf der restaurierten Schuke-Orgel der Groß Glienicker Dorfkirche ein.

Foto von Susanne Schaak

Lassen Sie sich einladen zu einem ganz besonderen Klang- und Bild-Erlebnis!

05. November 2021

Dorfkirche Groß Glienicke

18:00 Uhr

Johann Pibert, Diplom-Psychologie und Filmwissenschaftler der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, wird den Abend mit einer filmhistorischen Einordnung von Friedrich Wilhelm Murnau und "Faust" einleiten.

Johann Pibert

Besonderer Hinweis: 

Aus aktuellem Anlass gelten für diese Veranstaltung ausnahmsweise die 

3G-Regelungen 

der aktuellen brandenburgischen 3. SARS-CoV-2-Umgangsverordnung

Das heißt:

  • Zutritt für Genesene, Geimpfte und Getestete (bitte bringen Sie einen entsprechenden Nachweis mit!)
  • vorherige Anmeldung unbedingt erforderlich, da die Teilnehmerzahl auf 40 begrenzt ist
  • Maskenpflicht im Veranstaltungsraum (am Platz können die Masken abgenommen werden)

Wir bitten um Ihr Verständnis!

Mit freundlicher Unterstützung durch die Landeshauptstadt Potsdam

verwandte Beiträge

Kino in der Dorfkirche: Schloß Vogelöd (1921)

Kino in der Dorfkirche: Schloß Vogelöd (1921)

TREFFpunkt KINO am 23. Februar 2024

TREFFpunkt KINO am 23. Februar 2024

Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte

Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte

„Ein wenig Glück und Seligkeit“ – Filmmusik der 1930er Jahre

„Ein wenig Glück und Seligkeit“ – Filmmusik der 1930er Jahre

Schreiben Sie einen Kommentar!


Your email address will not be published. Required fields are marked

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}