• Home
  • |
  • Blog
  • |
  • 825 Jahre Fahrland – Open Air Kino auf der Festwiese

Mai 7, 2022

825 Jahre Fahrland – Open Air Kino auf der Festwiese

Meinhard Jacobs

Am Freitag, den 27.05.2022, präsentiert FILME UND IHRE ZEIT anlässlich der 825-Jahr-Feier von Fahrland zwei Spielfilme, die u. a. in Fahrland gedreht wurden, als

Open Air Kino auf der Festwiese:

17.00 Uhr

Der kleine und der große Klaus

Filmszene Der große und der kleine Klaus

Foto: Deutsches Rundfunkarchiv

Märchenfilm des Fernsehens der DDR von 1971 nach Hans Christian Andersen.


Regie: Celino Bleiweiß

Drehort: Fahrländer Mühle

20.30 Uhr

Sommerwege

Filmszene Sommerwege

Foto: DEFA-Stiftung / Karl Plintzner

DEFA-Spielfilm von 1959/60, nach dem Verbot 1960 erst 2013/14 rekonstruiert und 2014 uraufgeführt.


Regie: Hans Lucke

Drehort: Bauernhof Kalb in Fahrland 

Die Filme werden unter freiem Himmel auf der Fahrländer Festwiese an der Gartenstraße gezeigt (das gesamte Programm der 825-Jahr-Feier kann hier heruntergeladen werden).

Festwiese

... mehr zum Film "Der kleine und der große Klaus"

Die Kinozeitschrift "Cinema" nannte diese filmische Adaption des Märchens von Hans Christian Andersen einen "charmanten DEFA-Oldie" (hier), der mit viel Witz und einer zum Teil opulenten Ausstattung zeigt, wie ein armer, aber schlauer Bauer seinen reichen, aber dummen Widersacher trotz aller Schikanen immer wieder an der Nase herumführt, bis dieser sich auf Grund seiner Gier selbst zugrunde richtet.

Ein zentraler Drehort war die Fahrländer Bockwindmühle. Sie wurde bereits 1758 errichtet und war bis 1968 in Betrieb. Danach wurde sie für Veranstaltungen und als Filmkulisse genutzt. Nach der Jahrtausendwende verfiel die neben der Holländermühle in Sanssouci einzige erhaltene Potsdamer Mühle zusehends, weil sich der damalige Eigentümer nicht um den Bau kümmerte. Damals mussten auch die Flügel aus Sicherheitsgründen abgenommen werden, weil die Gefahr bestand, dass die Mühle, die inzwischen leicht schief stand, durch den Winddruck einstürzen könnte. 

Ansichtskarte Fahrländer Mühle

Ansichtskarte aus den siebziger Jahren

Heutiger Zustand der Mühle Fahrland

Bockwindmühle Fahrland
Bockwindmühle Fahrland
Bockwindmühle Fahrland

Fotos: M. Jacobs

2021 entschieden die Bürgerinnen und Bürger von Fahrland, dass die Mühle das neue Wappen des Ortsteils wird. Es soll zur 825-Jahr-Feier eingeweiht werden.

Wappen Fahrland

Für den 1938 geborenen Celino Bleiweiß war Der kleine und der große Klaus der erste Kinospielfilm, den er für die DEFA realisierte. Nach einer recht erfolgreichen Karriere - zwischen 1971 und 1983 drehte er 13 Spielfilme, für die er zum Teil auch die Drehbücher schrieb - verließ er mit seiner Frau Monika Woytowicz (Darstellerin der Ehefrau des kleinen Klaus) die DDR und siedelte nach München über, wo er bis 2008 als Fernseh- und Theaterregisseur arbeitete (u. a. war er an den beiden erfolgreichsten SAT 1-Serien der achtziger Jahre - Anna Maria, eine Frau geht ihren Weg und Der Bergdoktor - beteiligt).

... mehr zum Film "Sommerwege"

Sommerwege war der erste Spielfilm des 32jährigen Schauspielers und Autors Hans Lucke. Die Geschichte beruht auf dem Hörspiel Der Auftrag von Bernhard Seeger, der auch das Drehbuch verfasste. Es geht um ein zentrales sozialistisches Projekt der DDR: um den Prozess der Kollektivierung auf dem Land und die damit verbundenen individuellen und gesellschaftlichen Konflikte. Gezeigt werden sollte "die revolutionäre Wandlung eines Einzelbauern, die Überwindung der 'Eigentümerideologie', sein Schritt zum genossenschaftlichen Denken" (aus dem Presseheft zum Film, S. 7).

Das war ein hohes Ziel. Bereits bei den Vorbereitungen hatte es geknirscht; die renommierten Regisseure Carl Balhaus und Johannes Arpe zeigten sich zwar am Stoff interessiert, zogen dann aber doch zurück. Balhaus konnte sich nicht mit der Dramaturgie einigen - Dramaturg war übrigens der Groß Glienicker Dieter Scharfenberg - und Arpe spielte lieber den Kollektivierungsgegner Grimmberger.

Trotz früher Kritik aus der Bezirksleitung Potsdam der SED (die Inszenierung entspräche nicht den von der der Partei gesetzten Erwartungen) verliefen die ersten Rohschnittabnahmen noch relativ problemlos. Erst bei der Endabnahme wurde es heftig: der Film unterstütze "die feindliche Hetze gegen die Entwicklung in der Landwirtschaft der DDR", die "Figur des Parteiorganisators" sei "nicht überzeugend", negative Entwicklungen würden so dargestellt, dass die "RIAS-Hetze förmlich bestätigt" würde, der Zuschauer bekäme das Gefühl, "dass der Weg in die LPG eine entsetzliche Sache" sei (alle Zitate aus dem Presseheft).

Versuche, den Film durch den DEFA-Chefdramaturgen Konrad Schwalbe oder durch den Regisseur Konrad Wolf zu "retten", wurden nicht weiter verfolgt, so dass Sommerwege 1961 endgültig in der Schublade verschwand.

Einschätzung der DEFA-Studiodirektion aus dem Sommer 1961

Dieser Film, ein Versuch, die große gesellschaftliche Umgestaltung in der Landwirtschaft, den Übergang zur sozialistischen Großproduktion künstlerisch widerzuspiegeln, musste von der Staatlichen Abnahmekommission abgelehnt und dem Studio zurückgegeben werden. Er verlagerte die Beweggründe des Bauern Grimmberger für die Ablehnung des Eintritts in die LPG und auch die für seine letztendliche Wandlung ins Subjektive und Zufällige. Nicht die objektive Überlegenheit der sozialistischen Großproduktion überzeugte ihn, sondern zufällige Ereignisse und subjektive Erlebnisse. Der gröbste Fehler liegt jedoch in der mangelhaften Gestaltung des Parteisekretärs und der bis ins Sektiererische abgleitenden Haltung der Partei und LPG-Leitung. In der Gesamtaussage kam eine völlig falsche Einschätzung der wesentlichen Vorgänge bei der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft zustande.

2013/14 rekonstruierte die DEFA-Stiftung den Film anhand einer 1959 gemischten Tonspur und eingescannter Originalnegative. Die Uraufführung der rekonstruierten Fassung erfolgte am 27.10.2014 im Kino des Deutschen Historischen Museums im Berliner Zeughaus.

Auch wenn dieser Film kein Meisterwerk der DEFA ist - Slatan Dudow empfand ihn 1961 als "langweilig" -, so ist er doch ein aussagekräftiges Zeitdokument, das einen Eindruck von den dramaturgischen Grundsätzen der damaligen Filmproduktion vermittelt, aber auch vom Versuch, differenzierte Charaktere zu schaffen und ihren Hoffnungen und Nöten filmischen Raum zu geben.

Die vielen Außenaufnahmen erfolgten an verschiedenen Orten in Potsdam und Umgebung - u. a. im Konsument-Kaufhaus Potsdam, in Uetz, im Volkshaus Michendorf, im Kulturhaus Falkenrehde, auf dem Bahnhof Ferch-Lienewitz, in Seeburg und Drewitz. Fahrland gehörte ebenfalls dazu, insbesondere der Bauernhof Kalb, auf dem die Hofaufnahmen gedreht wurden. Diesen Bauernhof gibt es - nur wenig verändert - heute noch (Marquardter Straße Ausbau 6).

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden


mit freundlicher Unterstützung durch

Logo Unesco Creative City of film Potsdam,
Logo Förderung Potsdam

verwandte Beiträge

TREFFpunkt KINO am 23. Februar 2024

TREFFpunkt KINO am 23. Februar 2024

Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte

Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte

Der Kurzfilmtag am 21. Dezember im Begegnungshaus Groß Glienicke

Der Kurzfilmtag am 21. Dezember im Begegnungshaus Groß Glienicke

Kino in der Dorfkirche mit Silke Zertz

Kino in der Dorfkirche mit Silke Zertz

Schreiben Sie einen Kommentar!


Your email address will not be published. Required fields are marked

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}